"Bereits 1987 hat die FDP einen Frauenförderplan beschlossen. Ziel war es, den Anteil der Frauen in den Führungspositionen entsprechend ihres Anteils an der Mitgliedschaft zu erhöhen. Er brachte zwar punktuelle Erfolge, die aber zu selten in der Breite der Partei ankamen. Deshalb sind die Wirkungen hinter den Erwartungen zurückgeblieben", so der Beschluss.
Am 7. Februar 2011 nahm der FDP-Bundesverstand einen neuen Anlauf. Seit Wochen diskutiert die Öffentlichkeit die Einführung einer Quote für Führungspersönlich-keiten bei DAX- und gleichartigen Unternehmen. "Unter dem Druck der negativen Bewertung einer solchen Quote durch Bundeswirtschaftsminister Brüderle und FDP-Generalsekretär Lindner, forderten führende Liberale Frauen, wie die LiF-Bundesvorsitzende Doris Buchholz, eine Positionsbestimmung des FDP-Bundesvorstands", erklärte dazu die Vorsitzende der Liberalen Frauen Mittelbaden Rita Fromm .
Auszüge aus dem Beschluss:
Der FDP-Bundesvorstand bestätigt deshalb seine bereits beschlossene Zielsetzung in der FDP als nächsten Zwischenschritt einen Anteil von 30 Prozent Frauen in Mitgliedschaft und unter den Funktions- und Mandatsträgern zu erreichen, so wie es im Präsidium mit 30 Prozent und im Fraktionsvorstand mit 45 Prozent bereits erreicht ist.
Der FDP-Bundesvorstand beschließt zur Erreichung dieser Ziele:
1. Die Bundesgeschäftsstelle
legt ab sofort zusätzlich zum Geschäftsbericht der Bundespartei im Zwei-Jahresturnus eine detaillierte Erfassung der Entwicklung des Frauenanteils in der Bundespartei, den Landesverbänden sowie des Anteils von Frauen in Führungs-positionen ausgewählter Gliederungsebenen und Gremien vor.
2. Das Mentoringprogramm
der FDP wird fortgesetzt, weiterentwickelt und bleibt solange auf Frauen konzen-triert, bis der Anteil weiblicher Mandats- und Funktionsträger zufriedenstellend ist.
3. Die FDP
führt in diesem Jahr eine Umfrage unter allen weiblichen Mitgliedern durch, um Potenzial, Interessen und Hürden für ein stärkeres Engagement zu ermitteln.
4. Für das laufende Jahr
plant die Bundespartei eine Umfrage unter Kreis- und Ortsverbänden zu politischen und organisatorischen Fragen. Die Beteiligung und Förderung von Frauen in der FDP
soll dabei besonders gewichtet werden, um Daten und Ideen zu sammeln sowie um die Problemsensibilität bei den Untergliederungen zu stärken.
5. Der Bundesvorstand
setzt unter Moderation der Bundesgeschäftsführerin eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Landesverbände Hamburg, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein ein, die die höchsten Frauenanteile in den Landesvorständen ver-
zeichnen. Die Arbeitsgruppe wird gebeten, Erfahrungen auszutauschen und übertragbare Handlungsempfehlungen für andere Gliederungen bis zum Jahresende in einem Bericht an den Bundesvorstand vorzulegen.
6. Die FDP
bereitet eine Evaluation ihrer sprachlichen und werblichen Kommunikation vor. Dazu
wird insbesondere auch die geschlechtsspezifische Wirkung untersucht werden. Ziel ist es, von Frauen und Männern gleichermaßen als ansprechend empfundene Kommunika-tionsformen zu finden. Die FDP bemüht sich insbesondere um eine geschlechts-neutrale Sprache.
7. Die Bundespartei konzipiert auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse bis zum Jahresende eine professionelle Kampagne zur Gewinnung weiblicher Neumitglieder.
Der Bundesvorstand bittet Junge Liberale und Liberale Frauen eine gemeinsame Kampagne zur Gewinnung junger Frauen für die FDP zu konzipieren. Dabei kann auf Ergebnisse einer früheren Taskforce beider Vorfeldorganisationen zurückgegriffen werden.
8. Der Bundesvorstand
unterstreicht, dass Respekt und Offenheit den Umgang der beiden Geschlechter in der FDP prägen. Die FDP verurteilt jede Form von offener oder – etwa durch Humor oder Jovialität getarnter – versteckter geschlechtsspezifischer Diskriminierung.
9. Der Bundesvorstand
begrüßt, dass die Grundsatzkommission der FDP jüngst ein zusätzliches Programmforum „Zukunft der Emanzipation“ eingerichtet hat, das sich mit grundsätzlichen Fragen der Gleichstellung, Frauenförderung, Antidiskriminierung und gesellschaftlicher Vielfalt befasst.
10. Zur weiteren Akzentuierung
der Beratung des Programmforums „Zukunft der Emanzipation“ wird die Bundespartei regelmäßig Termine im Rahmen ihrer neuen Veranstaltungsreihe im Thomas-Dehler-Haus durchführen.
11. Die Landesvorstände
werden gebeten, gemeinsam mit ihren Gliederungen Möglichkeiten zu prüfen, Parteiveranstaltungen soweit als möglich frauen- und familienfreundlicher zu organisieren.
12. Die Bundesgeschäftsstelle
stellt zukünftig eine geschlechtsspezifische Informationen für Neumitglieder sicher. Frauen sollen gezielt und zentral auf Möglichkeiten der Netzwerkbildung und Förderangebote hingewiesen werden. Dazu gehören auch spezielle Seminare und Aktionstage „Neue Frauen in die Politik“.
13. Der Bundesvorstand
fordert alle Gliederungen zur Kooptierung einer Vertreterin der Liberalen Frauen in den jeweilige Vorständen auf, soweit dies noch nicht geschehen ist.
14.
Die Bundespartei
trägt dafür Sorge, dass auf der Website die Hinweise auf die Vorfeldorganisationen und der damit verbundenen Möglichkeiten des Engagements entsprechend deutlich dargestellt werden.
15. Der Bundesvorstand
befasst sich zweimal jährlich in einem gesonderten Tagesordnungspunkt mit
dem Stand der Umsetzung der eingeleiteten Maßnahmen. Dazu werden vorab entsprechende Berichte der Landesverbände erbeten. rfr