Die Halbjahreszeugnisse stehen an. In diesen Tagen bricht in vielen Familien besonders mit Viertklässlern große Unruhe aus: welche Grundschulempfehlung wird mein Kind erhalten, wird es den Sprung aufs Gymnasium schaffen? Oder doch auf die Hauptschulstrecke geschickt werden, die selbst bei vielen 9-Jährigen schon als „Verliererstrecke“ im Bewusstsein ist? Der frühe Zwang zur Bildungsentscheidung wird weder den individuellen Lern- und Entwicklungsprozessenn der Kinder gerecht, noch vielen Eltern, die er häufig überfordert. Davon ist der Landesfrauenrat Baden-Württemberg überzeugt. Mit ihren 53 Mitgliedsverbänden gehört die Arbeitsgemeinschaft der Frauenverbände des Landes zu den gesellschaftlichen Gruppen, die seit Jahren ihre Stimme für eine grundlegende Bildungsreform in Baden-Württemberg erheben.
Gleichzeitig erinnert der Landesfrauenrat in seiner Pressemitteilung vom 3.2.2010 an seinen Beschluss „Länger gemeinsam lernen in Baden-Württemberg“ vom November 2009:
Die Lobby der Frauen / Landesfrauenrat Badenwürttemberg fordert die Landesregierung und insbesondere Kultusminister Helmut Rau auf, in Baden-Württemberg noch in dieser Legislaturperiode eine Gesetzesgrundlage fürlängeres gemeinsames Lernen mit indi-vidueller Förderung an den Schulen in Baden- Württemberg zu schaffen. Statt der frühen Trennung der Kinder nach der vierten Klasse soll eine schrittweise Umsetzung zu einer Schule, in der Kinder gemeinsam bis zur 9. Klasse lernen, erfolgen. Dazu Angelika Klingel, Erste Vorsitzende des LFR: „Der Landesfrauenrat begrüßt die grundsätzliche Absicht des Kultusministeriums, die individuelle Förderung verstärkt in den Blick zu nehmen und das Lernen im Unterricht auf die Bildungsbedürfnisse und den Bildungsanspruch mit Kindern unterschiedlicher Lern-voraussetzungen zuzuschneiden. Wir bezweifeln jedoch, dass dies unter der Bedingung eines vielgliedrigen allgemeinbildenden Schulsystems und einer derart früh erfolgenden Schulweg-Entscheidung erfolgreich gelingen kann.“